Plot: Die US-Kleinstadt Chester’s
Mill wird von einer riesigen unsichtbaren Kuppel eingeschlossen, der Kontakt
mit der Außenwelt ist nicht mehr möglich. Die Bewohner kämpfen aber nicht nur
gegen die chaotische Situation an, sondern auch gegeneinander.
Was habe ich mich auf diese Serie
gefreut! Ich bin ein enormer Fan von Stephen King. Hat er in den 90er-Jahren
arg geschwächelt, schreibt er seit Mitte der 2000er wieder einen Top-Roman nach
dem anderen. Eine seiner besten Geschichten („Die Arena“) bildet die Basis für
die Serie. Meine Begeisterung schoss noch weiter in die Höhe, als ich erfuhr,
dass Brian K. Vaughan für die Umsetzung verantwortlich sein wird. Vaughan zählt
zu meinen Lieblings-Comic-Schriftstellern, stammen von ihm doch geniale Reihen
wie Y: The Last Man, Runaways oder Ex Machina. Außerdem wirkte er an den
Drehbüchern der großartigen dritten und vierten Staffel von Lost mit.
Abgerundet werden die perfekten Grundvoraussetzungen
durch Steven Spielberg und Stephen King als Executive Producer, einem großen
Budget und dem aus Breaking Bad bekannten Schauspieler Dean Norris. Leider
schafft es Under The Dome nie, etwas aus dem großartigen Bodensatz zu machen.
Vaughan hat sich nicht auf der
guten Vorlage ausgeruht, sondern strickt seine eigene Geschichte.
Gemeinsamkeiten mit dem Roman sind nur durch die Ausgangssituation und einige
Charaktere gegeben. Dies ist auch der Grund, warum zum Start viele Fans die
Serie kleinredeten, weshalb Stephen King sich sogar in einem offenen Brief dazu
bewegen ließ, die Fernsehumsetzung zu verteidigen. Mir persönlich ist es egal,
ob die Serie stark vom Buch abweicht, solange sie funktioniert.
Doch das tut sie leider nicht.
Eine Mystery-Serie zeichnet sich für mich durch eine spannende Handlung und ein
durchdachtes Erzählmodell aus. Spannend ist der Plot aber leider nur bedingt,
weil zwar sehr viele Probleme auftauchen, diese aber auch genauso schnell
wieder gelöst werden; meist sogar noch in der gleichen Folge. (Maxines Mutter,
schwierige Wasserversorgung, Plündereien) Das ist schade, denn zwar ist Abwechslung
durch die schnelle Aufreihung von Konflikten gegeben, es wird aus den
Konflikten aber nicht das Maximum herausgeholt. Durch das schnelle Lösen eins
jeden Problems wirken die einzelnen Episoden zu abgeschlossen. Generell hat man
den Eindruck, dass die Autoren getrennt voneinander gearbeitet haben, denn es
werden viele begonnene Handlungsstränge nicht oder nur unzureichend
weitergeknüpft.
Mit einem durchdachten
Erzählmodell meine ich die in Mystery-Serien übliche Erzählweise, dass man nach
und nach durch Rückblicke mehr über die Charaktere erfährt, sich einige
Geschehnisse überlagern und schon früh Andeutungen auf die Zukunft gemacht
werden. Dies hat Under The Dome aber alles nicht, die Erzählung ist stattdessen
streng linear.
Rückblicke würden sich auch gar
nicht anbieten, weil kaum eine Figur eine Hintergrundgeschichte hat. Sowieso
sind die Charaktere überraschend flach und klischeehaft. Ein weiteres Problem
an den Figuren ist, dass es nicht genügend gibt. Die Romanvorlage befasst sich
mit einer riesigen Anzahl von Menschen und weiß ihre Schicksale geschickt
miteinander zu verweben, bei Under The Dome ist die Auswahl der Aktanten jedoch
viel kleiner. Noch dazu sind gleich vier Schlüsselcharaktere noch im Schulalter,
weshalb eine spannende Back-Story sowieso hinfällig ist.
Vor allem die jungen Figuren
fallen dem Zuschauer sehr schnell auf die Nerven, was nicht nur an den teilweise
platten Dialogen und konfusen Handlungen liegt, sondern an den fast durchweg drittklassigen
Schauspielern. Das ganze Ensemble ist sehr glatt gecastet, niemand ist als
Charakterdarsteller zu bezeichnen. Selbst Dean Norris beißt sich eher schlecht
als recht in der immer gleichen Art durch seine Zeilen.
Zu Beginn war Under The Dome noch
als abgeschlossene Miniserie von nur 13 Episoden angelegt, nach den tollen
Quoten wurde sie aber schnell um eine zweite Staffel verlängert. Dies merkt man
leider deutlich, schleichen sich doch immer mehr übernatürliche Elemente ein.
Durch die seltsamen Produktionsbedingungen erhält man eine Serie, die
eigentlich geschrieben ist wie eine Fall-Season-Show (24 Episoden), aber nur
mit 13 Folgen aufwarten kann und daher sehr gehetzt daherkommt. Die erste
Hälfte der Staffel hat mir besser gefallen.
Man darf mich nicht falsch
verstehen: Under The Dome ist definitiv keine schlechte Serie, so sind etwa die
visuellen Effekte für eine Fernsehproduktion herausragend, die Konflikte sind
zahl- und abwechslungsreich und die Ausgangssituation ist unglaublich spannend.
Es ist nur schade, zu sehen, dass daraus mit ein wenig mehr Überlegung wirklich
die TV-Sensation hätte werden können, als die sie vermarktet wurde.
6.0/10